Auch wenn sich durch die vorgenannte Methode der Weinanbau im letzten Jahrhundert wieder erholt hat, so ist auch in Deutschland in den letzten Jahrzehnten wieder eine erheblich Zunahme der Reblaus-Population zu verzeichnen. Nicht zuletzt deshalb ist eine Vorbeugung bzw. Bekämpfung häufig angebracht. Je nach Auftreten unterscheidet man zwischen Blatt- und Wurzelrebläusen. Die Blatt-Rebläuse, die verhältnismäßig selten auf europäischen Reben anzutreffen sind, leben oberirdisch und schädigen die Blätter. Das Leben der viel bedeutenderen Wurzel-Rebläuse dagegen findet ausschließlich im Erdreich statt. Dort bohren sie die Pflanzenwurzeln an und saugen sie aus, was zum Absterben der Reben führen kann.
Entsprechend ihrer Art und ihrem Geschlecht werden Rebläuse zwischen 0,3 und 1,3 mm groß. Sie sind mit dem bloßen Auge fast gar nicht zu erkennen. Auch farblich sind sie unterschiedlich, d.h. gelb bis bräunlich grün. Ihre Lebenserwartung beträgt gerade mal 8 Tage.
Auftreten von Rebläusen / Pflanzenläuse :
Während Blatt-Rebläuse nur gelegentlich und in kleinen Populationen auftreten, sind Wurzel-Rebläuse fast überall präsent. Sie können sogar auf einen neuen Rebstock wechseln, wenn die alte Pflanze nicht mehr genug Nährstoffe liefert. Meistens verbreiten sie sich jedoch durch witterungsbedingte Abtragung des Erdreichs und durch unsaubere Rodung der befallenen Flächen. Auch die Verwendung „nicht sauberer“ Gerätschaften bei der Bearbeitung der Pflanzen bzw. des Erdreichs spielt dabei eine Rolle.Vermehrung:
Rebläuse vermehren sich auf spezielle unterschiedliche Weise. Die zweigeschlechtliche Vermehrung mittels sexuellen Kontakt zwischen Männchen und Weibchen setzt sehr warme Temperaturen voraus und kann deshalb nur in wenigen europäischen Gebieten praktiziert werden. Aus dem Winterei, das in Rindenritzen überwintert, schlüpft im Frühjahr die sog. Maigallenlaus. Sie erzeugt eingeschlechtlich an den Blättern der Reben Gallen, in denen sich mehrere Hundert Nachkommen verschiedener Art entwickeln können. Während die eine Art ebenfalls Blattgallen bildet und diesen Zyklus fortsetzt, wandert die – auch äußerlich - andere Art ins tiefere Erdreich, um dort als Wurzelläuse zu überwintern. Im nachfolgenden Frühjahr begeben sich die Larven zu den Wurzeln des Weinstocks und stechen diese an.Dadurch entstehen gallertartige Wucherungen, aus denen sie sich ernähren.bzw. die Pflanzenwurzeln aussaugen. Im Herbst bringen diese Wurzelrebläuse auch geflügelte Formen (Reblausfliegen) hervor, die nach oben unter die Blattunterseiten wandern und dort zwei Arten von Eiern ablegen. Aus den größeren Eiern entstehen die weiblichen Tiere, aus den kleineren die männlichen. Nach dem Schlupf paaren sich die (ungeflügelten) Tiere und die Weibchen legen ein befruchtetes Ei in die Weinstockrinde (Winterei, s. oben).
In Mitteleuropa wird vorwiegend die ausschließlich eingeschlechtliche Vermehrung (Jungfernzeugung aus unbefruchteten Eizellen) praktiziert, bei der sich die gesamte Entwicklung und Fortpflanzung vom Ei über die Larve bis hin zur ausgewachsenen weiblichen Wurzelreblaus in der Erde abspielt. Da sich bei diesem Prozess die Tiere von dem Wurzelsaft der Reben ernähren, werden die Pflanzen nachhaltig geschädigt. Lediglich amerkanische Wurzelstöcke sind dagegen resistent, so dass eine Veredelung (s. Anfang) praktisch unverzichtbar ist.